Das wertvolle Gespräch ist kein Gequatsche

Es scheint mir, heute mehr denn je, notwendig zu sein, auf den Unterschied zwischen einem wertvollen, freundlichen Gespräch und einem bloßen Gequatsche, einer Plauderei, einem Geratsche oder wie immer man es nennen mag, hinzuweisen. Denn das wertvolle Gespräch ist kein Gequatsche.

Und wenn ich sage: „heute mehr denn je …“ so meine ich das auch sehr ernst, denn mir scheint unsere Gesprächskultur in den letzten Jahren brutal abgestürzt zu sein. Woran das liegt, weiß ich nicht. Da mögen sich schlauere Geister zu Analysen berufen fühlen. Meine Aufgabe liegt darin, Gesprächskultur aufrechtzuerhalten, wo immer es geht.

Das Gequatsche

Manche Menschen glauben tatsächlich, ihr tiefes – und oft auch sehr berechtigtes – Einsamkeitsgefühl dadurch überwinden zu können, dass sie anderen Menschen die Ohren vollquatschen. Besonders pikant und nur schwer verdaulich wird dieses Verhalten, wenn es in eine Tirade von Beschwerden mündet. Beschwerden über das Alter, die Gesundheit, die politischen Verhältnisse, … – was auch immer.

Auf den armen, bedauernswerten Menschen, der sich dieses dann alles anhören soll und möglicherweise noch direkt oder indirekt zur Zustimmung wider die eigene Meinung gezwungen wird, will ich gar nicht eingehen. Doch meines tiefsten Bedauerns kann es sich gewiss sein.

Viel interessanter erscheint mir die Frage, was denn mit diesem quatschenden und ratschenden Menschen geschieht. Wird es ihm gelingen, seine Einsamkeit durch solches Verhalten zu überwinden? – Was meinen Sie?

Oder wird womöglich ganz das Gegenteil geschehen. Wird sich die Einsamkeit womöglich durch dieses einseitige produzieren irgendwelcher Wörter noch verstärken, verschlimmern? Weil eben zwar zahlreiche Worte fallen, aber eine wirkliche Verbindung nicht zustande kommt?

Aufmerksamkeit

Auf die Spitze getrieben wird dieses Benehmen in Telefonaten, in denen die Person, die ihre Worte loswerden will, zwar selbst anruft, aber sich dennoch in Lebenssituationen befindet, die gar keine oder nur eine eingeschränkte Aufmerksamkeit zulassen. So wird leidenschaftlich – ungeachtet der Tonqualität aufseiten des Empfängers, während der Fahrt aus dem Auto heraus geratscht, während des Ausräumens eines Geschirrspülers oder dem Befüllen der Waschmaschine munter drauflos gequatscht oder während des Zwiebelhackens – man lege das Handy direkt neben das Schneidbrett – fröhlich ins Unendliche geplaudert.

Nein, ein wertvolles, aufmerksames, freundschaftliches Gespräch ist ganz etwas Anderes. Und was ein solches Gespräch ist oder sein könnte, will ich hier im Blog gar nicht ausführen. Denn das hieße doch sicherlich, Eulen nach Athen oder Holz in Wald tragen, oder? Doch vielleicht möchten Sie sich ja nochmals vergewissern, was ein aufmerksames, wertvolles und freundliches Gespräch für Sie sein mag!